Wer bin ich?
Die Frage klingt in mir nach…
Wenn ich frage, wer ich bin, möchte ich meine wahre Natur erkennen.
Etwas, was mehr ich ist als alles was ich kenne, ruft danach, erkannt zu werden.
Es ist so, als ob ich in mir selbst geboren würde.
In meinem Alltags-Bewusstseinszustand ist das, was ich wahrnehmen kann, durch die Funktionen – die diese Wahrnehmungen regulieren – eingeschränkt.
Ich nehme Dinge mit meinem Denken, meinem Fühlen und meinem Spüren wahr und versuche damit, bewusst zu werden. Doch die Funktionen arbeiten auf einem sehr durchschnittlichen, automatischen Level.
Was ich zu wissen wünsche, liegt aber viel höher, ist reiner und besitzt Qualitäten, die diese Funktionen nicht wahrnehmen können.
Es wird immer eine Energie geben, die sich in einem Zustand intensiver Konzentration befindet. Und immer ist da auch eine andere Energie, eine zerstreute Energie, die weniger stark ist und nach außen fließt.
Der Sinn der Selbsterforschung liegt im Bewusstsein, das ich von diesen Kräften habe. Es geht nicht darum sie von dem abzuhalten, was sie sind, sondern darum, ihre gegenseitige Beziehung zu kennen. Dazu ist eine reinere Art von Aufmerksamkeit erforderlich, damit ich nicht von Bestrebungen fortgetragen werde, die eine Spannung nach außen erzeugen.
Ich will wissen, was ich meiner wahren Natur nach, wirklich bin, nach meiner Essenz an sich, in der all meine Möglichkeiten enthalten sind. Ich möchte zurückkehren zur Quelle dessen, was ist, zur einzigen Wirklichkeit, zur Quelle des reinen Sein – ungebunden, endlos.
Unser gewöhnliches Ich dürstet nach Kontinuität. Unser Verstand ist niemals still. Im Angesicht der Leere, einer scheinbar erschreckenden Einsamkeit, wagen wir es nicht, ohne Denken und ohne etwas zu tun, zu bleiben. Wir fürchten uns davor, allein zu sein, weil wir Angst haben, nicht zu sein, nicht zu erleben. Unser Leben ist ein Andauern des Bekannten; andauernd handeln wir von etwas Bekanntem zu etwas Bekanntem, wagen es nicht, uns dem Unbekannten zu nähern.
Aber das Bekannte kann mit dem Unbekannten nicht in Kontakt treten, und ein Denken, das auf Bekanntem gründet, kann keine Zwiesprache mit dem Unbekannten halten. Wir müssen gegenüber dem Bekannten sterben, damit das Unbekannte offenbart wird…
Um mich selbst zu kennen, muss ich die Bewegungen meines gewöhnlichen Ichs unermüdlich und mit Scharfsinn betrachten. Der Weg zu diesem Verständnis ist anstrengend, aber es bringt unvergleichliches Glück und Stille. Wenn der Verstand frei von Reizen oder Reaktionen ist, kommt es zu Loslassen. Nur in diesem Zustand kann das Wirkliche entdeckt werden.
Um Stille zu leben, um zu wissen, was ist, muss ich zur Wahrnehmung einer Leere gelangen, muss ich entleert sein von all meinen eingebildeten Projektionen.
Ich tauche auf, aus dieser Welt der Illusionen, die meine Wirklichkeit verdeckt, und lasse mich von ihr nicht länger beeinflussen.