Der innere Weg | Selbsterkenntnis

Sicherheit verlieren

Was bedeutet für Dich Sicherheit?
Was brauchst Du, um Dich sicher zu fühlen?

Es lohnt, sich damit zu beschäftigen und tiefer zu forschen.
Fällt es Dir schwer, dann hilft der Umkehrschluss…. wann fühlst Du Dich unsicher? Was lässt Dich zögern, um nur ja „auf der sicheren Seite zu bleiben“?

Im Schneegestöber in die Türkei

Als ich vor einigen Tagen mit meinem Muckl kurz vor der türkischen Grenze angekommen war, um dort einzureisen, gab die Heizung ihre Funktion auf. Genau zu dieser Zeit fegte ein sehr stürmisches Tief über den Bosporus in die Ägäis hinein; mit Eisregen, Schneegestöber und deutlichen Minusgraden.

Frieren – ist ein Kriterium, das spirituelle Selbsterforschung stark behindern kann. Es geht ans Existenzielle… ans Körperliche.

Der Körper ist die letzte Bastion. Hier – ganz nah – ist zu erkennen, wie tief das Vertrauen ins GetragenSein reicht. Wie mächtig die Identifikation noch wirkt, oder ob sie schon gelöst ist.

Deutlich wird dies, bei sogenannten Krankheiten, sie lassen uns schnell das Vertrauen in unser Sein verlieren, und wir geben sehr rasch die Macht und Verantwortung in die Hände anderer ab.

Es braucht Klarheit…

Dick angezogen und in eine Decke gemümmelt, habe ich frierend die Herausforderung angenommen:
Ich brauche Klarheit!
Also bringt es jetzt gar nichts, einfach nur in Aktionismus zu verfallen.

Im ersten Moment ist man versucht, entweder aus Angst die Flucht zu ergreifen oder die Scherben reflexartig zusammenzukleben, damit alles wieder wird wie vorher. Das nennen wir dann lösungsorientiertes Handeln. BEIDES bringt mich NICHT näher zu mir selbst und lässt mich nicht erfahren, was jetzt gerade IST.

Es ist eine Illusion, zu denken dass man »weiß« was gut für einen ist. Die Wahrnehmung allein bestimmt was man tut, und die Wahrnehmung der Situation ist geprägt und gefiltert durch Erfahrungen, Erwartungen, Ängste und Vorstellungen.

Die Stimmen aus dem Verstand sind alle OK. Pro und Contra werden aufgelistet, Vorschau mit Rückblenden für alle Eventualitäten…. und dabei geht es sehr um Gefühle der Sicherheit.

Da ist alles dabei: Von der Einfachheit, die eine Reparatur in Deutschland bei der bekannten Werkstatt verspricht; über die Wahrscheinlichkeit, dass in Griechenland – also innerhalb Europas – Ersatzteile leichter zu bekommen sind und ich die Mentalität der Griechen kenne und schätze; bis hin zur Gefahr und Unsicherheit, die das Einreisen in ein mir fremdes Land – ohne Kenntnisse der Sprache und Mentalität, ohne das gewohnte Funktionieren und Bereitstehen von Telefon und Internet – mit sich bringt.

Sicher oder schutzlos?
Bequem oder herausfordernd und vielleicht sogar gefährlich?

Kontrolle oder Freiheit…

Also bleibe ich einfach genau dort stehen wo ich bin, übernachte nocheinmal in der Kälte, parke zweimal um, damit der Muckl nicht so stark dem zunehmenden Wind und Sturm ausgesetzt ist, und – gebe den verschiedenen Stimmen in mir den Raum den sie brauchen. Ich identifiziere mich nicht mit den Stimmen, sondern spüre die vollkommene Hingabe im Zugeben, dass ich nicht weiß und auch nicht wissen muss….

Man kann nicht beides haben: Kontrolle und Freiheit!

Ich darf Kontrolle abgeben und mich ins Vertrauen fallen lassen….
dann – erfahre ich, wie es in mir ruhig wird und sich der Raum der unendlichen Möglichkeiten öffnet.

Stille.

Dort heraus zeigen sich, ganz natürlich und in einer unerschütterlichen Klarheit, die Impulse wie es weitergehen soll.

Und der nächste Morgen kommt mit der Klarheit, mich auf die Begegnung mit dem Unbekannten einzulassen, und damit den Raum des Unerwarteten zu betreten.

Die Reise geht also weiter in die Türkei und ich nehme wahr, dass mein Denken es gleichsetzte mit: Sicherheit verlieren!
Das Alte und Gewohnte aufzugeben verursacht eine gewisse Aufregung, allerdings ist da so eine starke, ruhige Kraft in mir – die alles trägt.

Abendstimmung am Bafa Gölü

Ins Ungewisse gehen…

Immer wenn ein altes, statisches Trugbild von Sicherheit aufgegeben wird, öffnet sich die Chance für Befreiung und Erneuerung. Ich weiß, der Drang an dem festzuhalten was man hat und was man ist, ist enorm! Doch glaube mir: Sollte Dir das gelingen, hast Du die Chancen verpasst!

Die Wunde ist der Ort wo das Licht eintritt (Rumi)

Alles was wir uns vorstellen können, jede Form, alle Materie und auch jeder Gedanke; existiert nur vorübergehend! Nichts davon kann festgehalten werden, auch wenn wir uns noch so sehr daran klammern. Alles vergeht! Solange wir uns am Alten festhalten wollen, stehen wir der Schöpfung im Weg.

Warum tun wir uns so schwer ins Ungewisse zu gehen und trügerische Sicherheiten loszulassen?

Uns ist das Risiko zu groß, dass etwas kommt was womöglich schlechter ist als das, was war – oder was bekannt ist. Wir haben gelernt, jeder Gefahr die unser Weltbild zum Einsturz bringen könnte, aus dem Weg zu gehen.

Jeder Gefahr aus dem zu Weg gehen bedeutet aber, dem Leben selbst aus dem Weg zu gehen. Der Raum der Möglichkeiten wird kleiner, je mehr man sich verschließt. Und sich verschließen heißt, sich selber einzusperren in sein eigenes Gefängnis….

Das bedeutet nicht, sich sehenden Auges in Gefahr zu bringen. Gut für sich zu sorgen ist Pflicht!

Aber was erscheint gefährlich, dem man aus dem Weg geht, nur weil es neu und unbekannt ist?

Alles Neue ist in erster Linie eine Gefahr für die Gewohnheit! Der Mensch liebt nichts mehr, als seine Routinen….
Schnell ist sie verpasst, die Chance, eine überraschende Erfahrung zu machen.

Es hilft, sich bewusst zu machen, dass das Alte genauso wenig gut oder schlecht ist wie das Neue! Gut oder schlecht ist nur das eigene Urteil! Und die eigene Furcht zeigt nur ein Vor-Urteil.

Sicherheit verlieren – bedeutet nur, die eigenen illusorischen Verstrickungen aufzulösen. All das, was nach unseren Vorstellungen Sicherheit bietet, ist trügerisch und gaukelt uns ein Geschützt-sein vor. Wir sind davon versklavt und eingekerkert.
Dies gilt es zu erkennen!

Reparatur der Heizung im Muckl

Türkische Hilfsbereitschaft…

Die folgenden Tage in der Türkei, zeichneten ein überraschendes Bild an Erfahrungen der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Obwohl es durchaus anspruchsvoll war, die Heizung repariert zu bekommen, fühlte ich mich immer im Vertrauen getragen.

Ich gestehe allerdings, mich noch nie vorher so sehr über den Google-Translator gefreut zu haben, ohne dessen Hilfe es als Ausländer schier unmöglich erscheint, hier etwas bewerkstelligen zu können. Englisch wird nur selten gesprochen. Sehr bemerkenswert ist dabei wiederum, mit wieviel Geduld die Menschen hier bereit waren, sich für dieses digitale Hilfsmittel Zeit zu nehmen – um zu helfen. Wenn die Diktierfunktion sich wiederholt viel zu schnell ausschaltete, weil Denkpausen in ihrer KI nicht vorkommen, dann wurde ein zweites Mal und noch ein drittes Mal hineingesprochen…. und wenn die Übersetzung immer noch nicht klappen wollte, wurde auf die virtuellen Tasten gedrückt…

Erlebnisse, die sich wohl nie wieder aus meinem Erinnerungsschatz verflüchtigen wollen.

Den Tipp für die erste, evtl. geeignete Werkstatt bekam ich übrigens über eine Gruppe auf Facebook. Die Resonanz auf meine Frage in den Gruppen war gering – daher an dieser Stelle ein Danke an Aysel, mit ihr hatte ich ausgesprochen herzlichen Kontakt, sie ist zur Zeit in Spanien mit ihrem Camper unterwegs….

Nach zweieinhalb Stunden Fehlersuche in dieser ersten Werkstatt war klar, dass hier eine Reparatur nicht möglich ist. Daraufhin wurde telefoniert, recherchiert, organisiert… – und ich wurde von einem Mechaniker zum anderen weitergereicht, solange… bis ein passendes Ersatzteil gefunden war und die Heizung tatsächlich repariert werden konnte. Ich fuhr derweil von A nach B und C kreuz und quer durch die Stadt Izmir…. und wie durch ein Wunder funktionierte bis zum Einbruch der Dunkelheit die Heizung in meinem Muckl wieder.

Alles dauert hier seine Zeit und ohne zwischendurch Tee zu trinken und die Familien-Fotos zu begutachten geht gar nichts. Sich darauf einzulassen und einzustimmen, ist eine schöne menschliche Erfahrung der Verbundenheit und Gastfreundschaft in diesem Land.

Reşadiye Halbinsel

GetragenSein und Vertrauen führen nicht automatisch auf den leichtesten Weg, aber immer in die Echtheit die jetzt für einen selbst dran ist! Und diese Echtheit ist erfüllend.

Es heißt:
Du kannst die ganze Welt bereisen und all ihre Lieder nachsingen – und wirst doch nichts erfahren darüber, wer Du bist!

Oberflächlich gesehen, stimme ich dem zu. Und gleichzeitig sind doch all jene, die diese Weisheit verinnerlicht haben und davon erzählen, vorher – ohne Ausnahme – selbst auf langen Reisen unterwegs gewesen!

Denn das UnterwegsSein im äußeren Unbekannten, KANN SEHR intensiv dazu inspirieren und auffordern, die Reise ins innere Unbekannte anzutreten und tief zu erforschen!

Hasanhüseyin Adası

Es gibt kein Einlassen ohne Loslassen. 

Loslassen, ist eine Kunst die Du lernen kannst.

Eine Kunst, die Übung und Hingabe braucht.

Fischer am Strand bei Selçuk…

Auf dem Weg zum Bafa Gölü… 

Sonnenaufgang zum Frühstückskaffee…

Bizarre Gesteinsformen am Bafa Gölü…

Frisches Obst und Gemüse vom Bazaar…

Friedliche Abend-Stimmung bei Güllük…

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